Monitor - Raum Oberkassel, 2013

Ausstellung Dan Dryer
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MONITOR
Rauminstallation, Raum Oberkassel, Düsseldorf, 2013
Auszeichnung mit "Space Art Award"

neue Wand mit den Maßen 435 cm x  341 cm,
Rigips, Holz, Farbe, Lack


Eine vorhandene Wand des Ausstellungsraumes wurde mitsamt Türe detailgetreu kopiert und auf einer anderen, sich im rechten Winkel befindenen Wand neu gebaut übertragen.
Wo die leere Ausstellungssituation die Erwartungen der Besucher zunächst enttäuscht, irritiert sie umso mehr,
wenn ein Teil des Raumes als architektonischer Klon entlarvt wird.
Als Simulacren der vorhandenen räumlichen Strukturen formulieren beide Eingriffe unmittelbar neben der Realität eine illusionistische Parallelwelt, die kaum noch von der Wirklichkeit zu unterscheiden ist.
Durch die Simultanität von Original und Replik lässt die Doppelung an eine Aufbrechung des Raum-Zeit-Kontinuums denken, mit der eine veränderte Verortung der architektonischen Raumbegrenzungen in Relation zum Betrachter einhergeht.
Perfekte Illusion und Vervielfältigung ebenso wie Verschiebungen architektonischer Strukturen und Größenverhältnisse stellen den Raum als verlässlichen Bezugspunkt der Selbstverortung und damit der Selbstvergewisserung in Frage.

 

Beitrag auf Perisphere von Emmanuel Mir

Die letzte Installation von Dan Dryer erlebte ich in einer verlassenen Einkaufspassage in Mönchengladbach im Rahmen der Ausstellung 22 Fachgeschäfte. Es war ein monumentales und brachiales Werk, beruhend auf einer schlichten und evidenten Idee (dies lässt sich nachträglich gut behaupten), ausgeführt aber mit einer fast einschüchternden Kraft. Die physische Präsenz der Decke/Wand war beeindruckend und die leichte Orientierungslosigkeit, die sich vor dieser gekippten Oberfläche einstellte, faszinierend.

In Oberkassel aber sind leisere Töne angesagt. Dan Dryers Ansatz ist hier subtiler geworden und bewegt sich im Bereich des Infravisible – die Installation Monitor ist für den neuen Besucher, der den Raum noch nie begehen hat, so gut wie unsichtbar. Denn dieser Besucher betritt zunächst einen leeren, weißen Raum, mit kleinem Kaminsims und zwei Türen. Die „Objekterwartung“ des Rezipienten – wie Erntges diese stupide Sehnsucht nennt – wird bitter enttäuscht: Hier ist definitiv nichts. Dabei hat doch eine kaum bemerkbare Verschiebung stattgefunden: Eine Wand, mitsamt Tür und drei übriggebliebenen Nägeln, wurde eins zu eins kopiert und auf einer anderen, sich im rechten Winkel befindenden Wand übertragen. Copy and paste. Durch diesen Vorgang ist das Fenster, das sich sonst an der Stirnwand befindet, verschwunden und der Raum erhält eine völlig neue Konfiguration.

Die Änderung ist minimal, der zu generierende Aufwand aber sehr groß. Die Wirkung unspektakulär, die Irritation aber unleugbar. Etwas ist anders hier, obwohl alles so normal ist. Die Attrappe im Maßstab eins zu eins verwirrt den gewohnten Besucher. Sie ist so perfekt, dass sie sich nicht unmittelbar als Fake erkennen lässt. Winzige Gebrauchsspuren, Dreckflecken und weiße Übermalungen, die sich auf der Originalwand befinden, sind nämlich auf die zusätzliche Wand übertragen worden. Dan Dryer appelliert an die Sensibilität unserer Raumwahrnehmung. Die angebliche Leere des Ortes macht auf das Wesentliche – auf den Raumcharakter – aufmerksam, lenkt die Perzeption auf das Arrangement und auf die Natur dieses Raumes.


Space Art Award


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